Dr. Axel Bronstert
Institut für Geoökologie der Universität Potsdam,
Lehrstuhl für Hydrologie und Klimatologie
Probleme bei der Modellierung der Bodenfeuchte in Zeit und Raum
Abstract:
Die Frage der Bodenfeuchtedynamik ist essentiell zur Beurteilung sowohl der Abflußbildung
in Landschaften (`wieviel Wasser gelangt in die Flüsse ?´) als auch für die Verbindung des
Systems Boden-Wasser-Vegetation mit der Atmosphäre (die ungenügende Beschreibung der
`unteren Randbedingung´ in Klimamodellen ist deren größte Schwäche). Bei
Starkregenereignissen sind die Bodenfeuchteverhältnisse besonders interessant, da die
Bodenfeuchtedynamik wesentlich die Hochwasserentstehung mit steuert.
In diesem Zusammenhang gibt es eine Reihe von interessanten naturwissenschaftlichen und
mathematischen Fragestellungen:
- Verschiedene Teilprozesse der Bodenfeuchtedynamik und deren gekoppelte
mathematische Formulierung hier lassen sich zumindest zwei verschiedene Prozesse
unterscheiden: langsames Sickern (eine Art Diffusionsprozeß) und schnelle Flie"svorgänge
(diese überlagern das langsame Sickern in Zeiten starker Niederschläge, d.h. sie treten
selten auf, dann sind sie aber wichtig).
-
Berücksichtigung der kleinräumigen räumlichen Variabilität der
Bodeneigenschaften (räumliches Skalenproblem): Diese Variabilität ist üblicherweise
sehr hoch. Trotzdem wird sie nur sehr selten in Modellierungen mit einbezogen. Meistens
werden Mittelwerte genutzt, was aber aufgrund der hohen Nichtlinearität der Prozesse
falsche, d.h. für das Prozeßverständnis unbrauchbare, Ergebnisse liefert. D.h. ein
räumliches Aufskalieren ist nicht durch Mittelung der Parameter möglich, obwohl oft so
verfahren wird.
-
Berücksichtigung der zeitlichen Variabilität der Niederschlagsintensität (zeitliches
Skalenproblem). Auch die zeitlichen Schwankungen der Niederschlagsintensität sind
hoch und haben einen wichtigen Einfluß auf die Abflußbildung. Verfahren zur
Berücksichtigung dieser Variabilität sind (nur auf statistischer Ebene möglich?) zu
entwickeln.
-
Effektive numerische Lösung der Richards-Gleichung. Diese Gleichung beschreibt die
langsamen Fließvorgänge im ungesättigten Boden (siehe Punkt 1). Die numerischen
Verfahren zur Lösung dieser Gleichung immer noch deutlich verbesserungswürdig. Das
`unangenehme´ an dieser Differentialgleichung ist, daß deren Parameter in sehr nicht-
linear abhängig sind von der Lösungsvariablen (= Bodenfeuchte oder Saugspannung.
Diese Funktionen sind räumlich hoch variabel und überdies experimentell nur mit großem
Aufwand zu bestimmen. Insbesondere für 2-dimensionale (oder gar 3-dimensionale)
Berechnung der Bodenfeuchtedynamik sind bislang kaum geeignete Verfahren zur
numerischen Lösung der Richards-Gleichung verfügbar.
Zeit: | Freitag,
26. Mai 2000, 14.15 Uhr |
Ort: | FU Berlin, Arnimallee 2-6, Raum 032 im EG
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